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!Passwortchaos2.0#Error?

 In jungen Jahren war ich eine wilde Hummel, mittlerweile aber habe ich mir eine gewisse Altersgelassenheit angeeignet, zumindest, wenn alles so läuft, wie ich will. Sie ahnen es: Das spielt´s leider nicht.

Bekanntlich habe ich vielseitige Begabungen, aber es gibt auch Defizite. Auch wenn ich als Künstlerin schon viele Menschen beeindrucken konnte, bewege ich mich im technischen Bereich auf der untersten Stufe der Looser.

Vor wenigen Tagen hat mich mein Computer wieder einmal dermaßen in Rage gebracht, dass ich ihn verschrotten lassen wollte. Nach dem letzten Update konnte ich plötzlich kein einziges Dokument mehr öffnen. Als ich - strotzend vor Kreativität - was Neues schreiben wollte, wurde ich blockiert. Da stand unter dem Menü in einem unscheinbaren grauen Kästchen der Befehl: „Aktualisieren“. Das war schon zweimal so, und es hat mich jedes Mal mehrere Stunden und Nerven gekostet.

Als ich auf dieses Kastl klickte, öffnete sich ein Fenster von Microsoft, indem ich nach Nutzernamen und Passwort gefragt wurde. Nun suchte ich sehr lange nach einem gut versteckten, ausgedruckten Dokument, in dem ich alle wichtigen Nutzerdaten fein säuberlich aufgelistet habe. Schon die Eingabe meines Nutzernamens wurde nicht angenommen. Ich wusste aber genau, dass ich Stefanie Werger heiße.

Nach mehrmaligen Versuchen hat mir Microsoft geraten, ein anders Konto zu verwenden. Was zum Teufel für ein anderes Konto? Auf meiner Liste fand ich dann tatsächlich drei verschiedene Konten, die anscheinend auch zu Microsoft gehörten, jedes mit anderen Nutzerdaten. Dabei fiel mir ein, dass ich mein Passwort zwar schon mehrmals geändert aber nicht in die Liste eingetragen habe.

Nach einer halben Schachtel Zigaretten, gefährlichen Ausrastern und erhöhtem Puls schaffte ich es irgendwann doch. Als ich erleichtert durchatmete, wollte das verdammte Programm noch wissen, ob ich ein Mensch bin. Gehts noch?! Man wollte mir einen Code per E-Mail senden, den ich eintragen sollte. Auch das habe ich erledigt. Danach funktionierte immer noch nichts, worauf ich vor Wut so laut wurde, dass mein Liebster eilig ins Zimmer stürmte, um Türen und Fenster zu schließen.

Ich musste übers Wochenende unbedingt die monatliche Umsatzsteuer erledigen. Von kreativen Ergüssen konnte sowieso keine Rede mehr sein. Also brauchte ich dringend Hilfe.

Es war Freitag Nachmittag, 16:45 MEZ. Es war ausgeschlossen, dass da noch eine kompetente Person im Büro sitzt. Schamlos versuchte ich es mit der privaten Handynummer meines Computerbetreuers.

Klaus meldete sich leicht irritiert aus Kroatien, wo er gerade urlaubte. Er erklärte mir, dass er jetzt was anderes macht und sein Computerbüro an eine andere Firma verkauft hat. Ich erinnerte mich dunkel an eine Infomail der neuen Firma, die ich blöderweise gelöscht habe. Gott sei Dank gab er mir die neue Telefonnummer. Mittlerweile war es 16:58.

Zu meinem Erstaunen meldete sich ein echter Mensch, der nicht zum Wochenend -Putztrupp gehörte. Weinerlich flehte ich ihn um Hilfe an, als würde mein Leben davon abhängen. (Das habe ich immer schon gut gekonnt.) Der Mann beruhigte mich sehr freundlich und loggte sich über eine Verbindungsapp bei mir ein, was besser war, als ihm umständlich zu erklären, was ich schon alles versucht habe.

Ich beobachtete, wie er einige Fenster auf- und zu machte und alles Mögliche probierte, das Ding zum Laufen zu bringen. Ich war fast glücklich, dass sich auch ein Fachmann eine ganze Weile darum bemühen musste. Nach dem Neustart funktionierte endlich wieder alles wie gewohnt, und er meinte salopp: „Er hat sich aufgehängt“.  Da dachte ich, dass ich auch schon nahe daran war, selbiges zu tun.

Vor zwei, drei Jahrzehnten brauchte ich höchstens zwei, drei Passwörter, mittlerweile sind es Dutzende. Kein Wunder! Wir haben heute für jeden Scheiß eine App, und seien wir ehrlich, die meisten brauchen wir nicht wirklich. Zudem gibt es heute jede Menge Verbrecher, die sich mit miesen Tricks einhacken, um unsere Daten zu klauen. Daher soll man die Passwörter möglichst oft wechseln und nicht zu einfach gestalten. Zum Beispiel keine Geburtsdaten, Hunde- oder Katzennamen, weder Vornamen, Adressen noch fortlaufende Ziffern. Manchmal brauche ich länger für ein ausgeklügeltes Passwort als für einen neuen Liedtext.

Klaus hat mir einmal geraten, meine Passwörter möglichst nicht im internen „Schlüsselbund“ meines Computers zu speichern, weil er seine Zweifel an dem versprochenen Datenschutz hat. Für Hacker wäre das ein gefundenes Fressen, meinte er. Also folgte ich ihm und legte mir im Computer diese Liste an, die ich ausdruckte. Zuvor speicherte ich sie unter „Passwörter“.

Von nun an aber werde ich den Schlüsselbund verwenden, egal was der Klaus mir geraten hat. Mein launiger Apple weiß nämlich ganz genau, dass mein Nutzername nicht „Stefanie Werger“ ist.

Bis bald!

Eure … (siehe Nutzername!)

 

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Wie schreibt man ein Lied?

Immer wieder werde ich bezüglich der Entstehung meiner Lieder gefragt: „Wie machen sie das?“ Vielleicht ist dadurch der unschöne Begriff „Liedermacher“ entstanden, den Kreative überhaupt nicht mögen. Daher habe ich für mich eine Bezeichnung erfunden, die mein Schaffen am besten auf den Punkt bringt. Ich schreibe Lieder und ich schreibe Bücher, daher: „LIEDERATIN“.

Man „macht“ Kompromisse, man „macht“ einen Plan, einen Ausflug oder einen Apfelstrudel, aber man „macht“ keine Lieder! Diese entstehen im Kopf, im Herzen und im Bauch musisch begabter Menschen, die sie in Form- und schließlich zu Papier bringen.

Das klingt so einfach, aber es setzt Fantasie, Gespür und viel Geduld voraus, vor allem, wenn man auf gute Texte mit Tiefgang wert legt, die eine „Herz - Schmerz - Reimkultur“ weitläufig umgehen. Auch eine Brise Poesie kann nicht schaden. Ein guter Text braucht eine homogene Rhythmik und sollte auch unvertont als Gedicht bestehen.

Die zweithäufigste Frage ist: „Wie fällt einem sowas ein?“ Manchmal antworte ich dann etwas genervt: „Man muss nachdenken!“

Am Anfang steht das Thema. Über was möchte ich schreiben? Wofür brenne ich, und was hat mich über längere Zeit so beschäftigt, dass daraus ein Lied entstehen soll? Idealerweise sollte man kein Liebeslied im Zustand höchster Verliebtheit schreiben und auch keinen kritischen Text, wenn man gerade in Rage ist. Da ist man selten objektiv. Gewisse Themen soll man liegen und reifen lassen, bis sie sich für ein Lied eignen. Mein innigstes Liebeslied „I wü di g´spian“ sollte ursprünglich eine messerscharfe Hardrocknummer werden und kein sinnlicher Seelenschmeichler, aber manchmal spielt die Muse herrlich verrückt.

Meine Lieder schrieb ich immer schon lieber mit einem weichen Tintenroller, als auf einer Tastatur. Erst nach gefühlt zwanzig Versionen werden sie in den Computer getippt, gespeichert und ausgedruckt. Zuvor gab es im Heft unzählige Kritzeleien und durchgestrichene Reimbeispiele. Ich habe schon Wochen und Monate-, einmal sogar drei Jahre lang gebraucht, bis ich einen Liedtext für die Öffentlichkeit freigegeben habe. Meine Langzeithits aber, die man häufig im Radio hört sind mir überraschend schnell gelungen. „Schwesterherz“ zum Beispiel, „Einsame Wölfe“, „Sommer“ oder „Flamenco Touristico“. Ein großer Vorteil aber ist, dass ich während des Schreibens meiner Texte auch schon die passende Melodie im Kopf habe.

Ich komponiere stets zum fertigen Text, nicht umgekehrt, wie das bei vielen Künstlern der Fall ist. Es gab nur eine Ausnahme: „Blumen im Sand“. Nachdem ich ein paar Nächte hintereinander gegen vier Uhr morgens aufwachte und eine wunderbare Melodie in meinem Kopf herumgeisterte, die ich am nächsten Tag wieder vergessen habe, stellte ich mir einen Kasettenrecorder ans Bett. Als ich in der folgenden Nacht wieder aufwachte und diese ansprechende Melodie hörte, drückte ich auf den Knopf und krächzte sie total verschlafen in den Recorder. Ich brauchte mehrere Wochen, bis ich endlich einen passenden Text dafür fand. Es wurde eines meiner schönsten Liebeslieder.

Einmal aber hatte ich - wenige Monate vor dem gebuchten Studiotermin für eine neue CD. - eine endlos lange Schreibblockade, die mich verzweifeln ließ. Die Erwartungen meiner Plattenfirma setzten mich zunehmend unter Druck. Jeden Tag igelte ich mich ein, nahm keine Telefonate mehr an, rauchte unzählige Zigaretten und saß hilflos an meinem Schreibtisch. Berge von vollgekritzelnden Papierfetzen landeten im Papierkorb, bis ich spät nachts ohne Ergebnis erschöpft und manchmal weinend ins Bett fiel. Jahre später erwähnte ich diesen Zustand in einem Lied mit folgender Zeile: „…denn meine Muse küsst sich selbst und legt sich schlafen“. („Die 9te“)

„Das war’s dann wohl mit meiner Karriere“, dachte ich, bis ich es eines Tages nicht mehr aushielt. Ich brezelte mich auf, fuhr abends in die Stadt und besuchte alle meine Stammlokale. Meine Leber wurde mit Wein und Hochprozentigem gepeinigt, bis ich dem Taxifahrer gerade noch meine Adresse lallen konnte, der mich vor die Haustür brachte, als die Sonne schon hochstand. Der Rest des Tages ist in meiner Biografie nicht mehr vorhanden.

Tags darauf ging ich in den Supermarkt einkaufen und kochte mir anschließend eine herrlich schmeckende Rindsuppe, die mich besser als jede Medizin „repariert“ hat. Noch am Küchentisch schrieb ich in knapp fünfzehn Minuten meinen bislang erfolgreichsten Hit: „Stoak wie a Felsen“.

Ab diesem Moment wurde ich von guten Ideen überflutet und nahm bald darauf mein erfolgreichstes Album „Intim“ auf, welches erstmals den Platinstatus erreichte.

Der Künstlerberuf galt zur Zeit meiner Entdeckung (1981) allgemein noch als ein „Hungerleiderberuf“, der meist von leeren Brieftaschen und Erfolglosigkeit geprägt war. Wer meine Fotos kennt, weiß jedoch, dass ich höchstens bei freiwilligen Diätkuren kurzfristig gehungert habe.

Der Erlös meiner Tantiemen beschert mir glücklicherweise ein gutes Ein- und Auskommen, was ich nicht nur den guten Rundfunkeinsätzen-, sondern auch einem treuen Publikum zu verdanken habe. Interpreten, die sich ihre Songs von anderen schreiben lassen, werden sich schwerer tun, damit einen guten Lebensstandard zu bestreiten, es sei denn, sie führen damit die Charts an oder schaffen gar einen Welthit.

Vielleicht erklärt sich das Geheimnis meines Erfolges darin, dass ich mich nie den „angesagten“ musikalischen Strömungen unterworfen habe. Bis heute schreibe, singe und sage ich, was ich denke.

Manchmal werde ich gefragt, welches meiner Lieder ich denn am liebsten hätte. Das aber kann ich beim besten Willen nur schwer beantworten, denn sie alle sind meine Kinder; die Zarten, die Frechen, die Lustigen, die Nachdenklichen, die Provokanten und die Traurigen. Ich liebe sie alle ausnahmslos, denn sie sind aus meinem Innersten entstanden, bis ich sie in die Freiheit entlassen habe, damit sie laufen lernen.

Eure

Stefanie Werger

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Reiselust - Touristenfrust

Fast täglich liest und hört man, dass sich viele Menschen wegen der allgemeinen Teuerung das Leben bald nicht mehr leisten können. Dazu kommen Sparmaßnahmen der Regierung, die das Portmonee flach halten und Ausgaben, mit denen man nicht gerechnet hat.

Ich habe jedoch den Eindruck, dass man die Menschen am Existenzminimum kaum sieht, obwohl es viel zu viele gibt. Es sind jene, die gegen Ende des Monats nicht wissen, wovon sie leben sollen; -die Panik bekommen, wenn plötzlich der alte Kühlschrank oder Herd kaputt gegangen ist oder jene, die ihren Kindern nicht einmal mehr die kleinsten Wünsche erfüllen können. Diese Menschen scheinen die Öffentlichkeit zu meiden, entweder um Verlockungen aus dem Weg zu gehen oder aus Scham. Dabei ist Armut keine Schande, Armut ist eine vom Staat geduldete Katastrophe.

Andererseits höre ich mit Erstaunen viel mehr Leute jammern und schimpfen, die gar nicht arm sein können, weil sie es sich offenbar leisten können, oft in teuren Restaurants zu speisen, anstatt selber was Preiswertes zu kochen. Man muß mittlerweile fast eine Woche vorher reservieren, um dort einen Platz zu ergattern, so voll sind diese Lokale auch an Werktagen, sofern sie noch genug Personal haben, das in der Gastronomie arbeiten möchte.

Was mich noch mehr erstaunt ist die Tatsache, dass diese Leute mehrmals im Jahr in den Urlaub fliegen können, möglichst weit weg, egal wie sehr sich Jahr für Jahr die Hotel- und Nebenkosten in den Urlaubsländern verteuern. Das sind keine Rucksacktouristen! Das sind jene, die sich täglich ein paar Cocktails und Luxushäppchen an der Beach-Bar genehmigen, Bedienstete sekkieren und nach einem mehrgängigen Menü am Abend im schicken Outfit in den Discotheken die Sau rauslassen. Dann posten sie massenweise Selfies in den Social Medias, damit jeder sieht, wo und was man sich gerade gönnt. Kein Fenstertag wird ausgelassen, um sich mit ihren Autos in kilometerlangen Blechlawinen über die Grenze Richtung Süden zu bewegen. Hauptsache weg hier!

Und diese Leute sollen arm sein?

Dafür wünscht man die Touristen in den Hochburgen der beliebten Urlaubdestinationen (Barcelona, Venedig, Mallorca u.a.) längst zum Teufel, weil sie in ungeahnten Massen daherkommen und die Magie dieser Orte untergraben. Große Schiffe, die an dieversen Küstenjuwelen anlegen möchten, werden bereits limitiert, weil tausende Passagiere die Städte überrennen, nichts kaufen oder konsumieren (am Schiff gibt es eh alles) und meist nur schmutzige Spuren hinterlassen.

Die Einheimischen aber können sich das Wohnen in diesen begehrten Urlaubsorten nicht mehr leisten, weil die Mieten ins Unermessliche gestiegen sind. Der Kauf einer kleinen Immobilie ist für sie nicht nur finanziell eine Utopie, weil betuchte Anleger alles zusammenkaufen, was verfügbar ist.

Zudem gibt es noch Bergtouristen, die oft ohne Erfahrung und erforderlicher Ausrüstung trotz unsicherer Wetterprognosen hohe Berge erklimmen wollen. Dann kommen immer wieder die Bergretter zum Einsatz, was hohe Kosten verursacht. Der K2 ist generell „der Gipfel“, der in kilometerlangen Schlangen ohne Wenn und Aber bezwungen werden will, immer weiter steil bergauf, vorbei an Menschen, die es nicht mehr geschafft haben, vorbei an liegen gebliebenem Müll.

Es ist nicht so, dass ich eine notorisch alte Grantlerin geworden wäre, die nichts übrig hat für Abenteurer und reiselustigen Menschen, auch wenn ich manchmal wirklich grantig werden kann. Das Thema Tourismus aber zeigt eine problematische Tendez, die nicht nur die Umwelt belastet, sondern auch Devisen ins Ausland bringt, die hierzulande dringend nötig wären.

Manchmal frage ich mich, ob die Leute überhaupt wissen, wie schön unser eigenes Land ist. Auf vielen meiner Konzerttourneeen von Graz bis ins Kleinwalsertal, vom Salzkammergut bis Litschau und von Neusiedl bis Reutte habe ich mit meiner Band fast jeden Winkel Österreichs kennengelernt. Dabei haben wir - wenn wir nicht gerade unter Zeitdruck standen - Autobahnrouten weitgehend vermieden, um möglichst viele landschaftliche Besonderheiten zu genießen. Glasklare Seen, tiefgrüne Wälder, traumhafte Landschaften, idyllische Bergdörfer und beeindruckende Berge. Dabei haben wir jeweils die regionale, köstliche Kulinarik und liebenswerte Menschen kennengelernt.

Österreich ist es wert, zu bleiben!

Ich will mich nicht mehr in ein Flugzeug quetschen lassen, wie in einen überfüllten Hühnerstall, stundenlange Verspätungen in Kauf nehmen und fast eine Woche lang auf meinen verschwundenen Koffer warten müssen, wie es mir schon passiert ist. Auch das Meer habe ich schon oft gesehen und wäre einmal durch eine unsichtbare Strömumg in sichtlich ruhigem Wasser beinahe ertrunken. Und ja, ich habe in meinem Leben auch schon feuchte Feste gefeiert, viel Unfug getrieben und Fehler gemacht, aber irgendwann fühlte ich mich geneigt, umzudenken.

Mittlerweile habe ich meine Urlaubsgwohnheiten meinem Alter angepasst. Jetzt schwimme ich lieber in ruhigen Gewässern, spaziere gemächlich auf ebenen Wegen, fahre gern mit dem Sessellift auf einen Berg, um mich dort im Liegestuhl zu sonnen und genieße gutes Essen gern mit Freunden. In Anbetracht diabolischer, machtgeiler Autokraten und weltweiter Kriegswirren bin ich trotz vereinzelter, regionaler Katastrophen heilfroh, in Österreich leben zu dürfen.

Ich wünsche euch einen schönen, entspannten Sommer!

Eure Steffi Werger

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Phantomschmerzen

Seit Längerem habe ich mich auf dieser Seite nicht gemeldet, weil mir einfach nicht zum Schreiben zumute war. Da ich aus persönlichen Gründen auf keinem Socialmedia – Kanal zu finden bin, sondern nur auf meiner Homepage, auf deren Gästeseite ich nur selten angeschrieben werde, dachte ich: Meine Geschichten interessieren ohnehin kaum jemanden.

Nun ja, da mag auch eine gewisse Gekränktheit mitschwingen, denn seit meinem freiwilligen- und gesundheitlich bedingten Abschied von der Bühne ist es trotz sehr gutem Radio-Airplay meiner Lieder still um mich geworden. Totenstill! Keine Interviews mehr, keine Anfragen, keine Termine, und keiner will mehr was von mir wissen, weder zu Weihnachten, zum Geburtstag noch zu sonstigen Themen. Vielleicht wollte man mich auch einfach nur in Ruhe lassen, was ja lieb gemeint sein mag, aber damit kann ich nicht umgehen, schließlich habe ich mich selbst während meiner jahrzehntelangen Karriere auch nie geschont. Aber so habe ich mich nun mal entschieden und so habe ich es jetzt auch, basta!

Ich konnte ja nicht ahnen, wie sehr mir die Bühne, meine gesamte Crew und mein wunderbares Publikum fehlen werden. Es sind Phantomschmerzen, die sich manchmal schlimmer anfühlen als alles Weh, was mir mein Rücken je angetan hat.

Das hat die gefürchtete Pensionsgrube, in der ich mich plötzlich befand, noch tiefer einsinken lassen. Dabei habe ich selbst einmal gesagt: „Gute Künstler gehen nicht in Pension, sie werden Kult.“ Aber auch das ist kein Trost für mich.

Meinen ehemaligen Musiker-, Bandkollegen und Freunden gegenüber wäre es jedoch ungerecht, würde ich sie in meine leise Wehleidigkeit mit einbeziehen, denn mit ihnen bin ich nach wie vor in herzlichem,- wenn auch seltener gewordenen Kontakt. Private Freundschaften hingegen werden zu beiden Seiten liebevoll gepflegt, sonst wären sie auch schon Geschichte. Letztere kann ich zwar an einer Hand abzählen, aber dafür sie sind unzerstörbar.

Ausgerechnet in jener Phase, als ich mich endlich aus meiner tiefschattigen Grube herauskämpfen wollte, passierte etwas Schreckliches: Mein geliebter Gitarrist „Gogo“ (Goran Mikulec), mit dem ich weit über dreißig Jahre lang wunderbare Konzerte spielen durfte, starb nach einer sehr schweren, extrem schmerzhaften Krankheit.

Er war nicht nur ein hervorragender Musiker, der von allen geschätzt und geliebt wurde, er war auch mein liebster Freund, loyal, klug und herzensgut, der immer für mich da war, und mit dem ich jederzeit über alles reden konnte. Für ihn war es eine Erlösung, für mich war sein Tod ein Schock, dessen Vorhersehbarkeit ich nicht wahrhaben wollte.

Drei Tage vor seinem Abgang haben wir noch telefoniert, nachdem ich ihn eine Woche lang nicht erreichen konnte.  Goran, der immer Zuversicht ausstrahlte und ein zäher Kämpfer war, zeigte plötzlich Resignation und Zerbrechlichkeit, das machte mir Angst. Dieser Verlust hat mich so getroffen, wie einst der Tod meiner Eltern. Er hat nicht nur seelische und körperliche Schmerzen in mir ausgelöst, sondern auch ein kreatives Blackout. Dass mir und Gorans gesamten Kollegen- und Freundeskreis eine würdige und respektvolle Verabschiedung seitens seiner Frau verwehrt wurde, konnte absolut niemand verstehen.

Auch das Wissen, dass der Tod zum Leben gehört, ist der Gedanke, die eigene Endlichkeit noch etwas hinauszuschieben, dürfte dazu beigetragen haben, mich langsam wieder aus meiner „Grube“ heraus zu kämpfen. Ich habe sogar wieder ein neues, erstaunlich positives Lied geschrieben, das meiner Meinung nach gut geworden ist. Jetzt, da meine Kreativität wieder zurückgekehrt ist, geht es mir wieder besser. Ich bin sicher, dass gefällt auch meinem Freund Gogo, wo immer er jetzt sein mag. Wahrscheinlich checkt er gerade eine neue Band – für später.

Bis bald,

eure Stefanie Werger

P.S. Über euren Eintrag ins Gästebuch würde ich mich freuen! Also bitte nicht schonen! 😘