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"Sansas oder sansas net?"

Auch wenn sich meine Karrierekurve längst nach unten geneigt hat, werde ich von mir wildfremden Menschen auf der Straße erkannt und angesprochen. Meist geschieht das mit der Frage, die an Promis am häufigsten gestellt wird: 

"Sansas, oder sansas net?"

Falls ich gut drauf bin werde ich freundlich nicken und auf Wunsch eine Autogrammkarte aus der Handtasche ziehen. Habe ich aber einen Grant, wie ihn andere Menschen eben auch manchmal haben, werde ich nicht reagieren, ins Leere schauen und so tun, als hätte ich nichts mit der Werger zu tun. Schließlich habe ich auch ein Privatleben.

Letzteres funktioniert bei hartnäckigen Autogrammjägern leider nicht, - nicht einmal, wenn ich meinen gefürchteten "Lass-mich-in Ruhe-Blick" aufsetze. So richtig sauer werde ich, wenn man mich angreift oder gar festhalten will. Manche schlagen mir sogar kumpelhaft auf die Schulter. 

Einmal wurde ich in der Wiener Innenstadt - vollbepackt mit Einkaufssackerln - plötzlich von hinten so heftig umklammert, als würde mich die Polizei mit Brachialgewalt in Gewahrsam nehmen wollen. Es war aber nur eine alte, rüstige Frau, die stolz darauf war, mich von hinten erkannt zu haben. Nach Atem ringend fauchte ich sie an, wie sie sich denn fühlen würde, wenn das jemand mit ihr macht? Aber soweit denken viele Leute halt nicht.

Eine andere "Dame" stürmte auf dem Grazer Hauptbahnhof besitzergreifend auf mich zu und krallte sich meine Brüste. - Nein, ich hab ihr keine runtergehauen, sondern mich beherrscht wie eine Indianerin. Aber das nächste Mal würde ich es tun, - ich schwöre!

Es ist ein gutes Zeichen, wenn man in meinem Alter noch einen Popularitätsbonus hat, und ich freue mich über Fans, denen mein Bild mit Unterschrift viel bedeutet. 

Aber manchmal bin ich schon froh, nicht "Taylor Swift" oder "Lady Gaga" zu heißen, obwohl ich deren Kohle gerne hätte. Ich habe weder den Megastress dieser Stars, wenn sie nicht wissen, was sie anziehen- oder welche Frisur sie tragen sollen. Gottlob brauche ich auch keine Bodyguards, wenn ich ins Beisl ums Eck gehen möchte.

Und weil ich keine schlechte Nachred´ haben will, verteile ich auch heute noch brav Autogramme, wenn ich höflich darum gebeten werde und lasse ungern aber freundlich sogar ein Selfie mit mir machen. Es gibt nur wenige Ausnahmen: während des Essens zum Beispiel oder in der Sauna. 

Solange ich noch als Promi erkannt werde, möchte ich diese auferlegte Pflicht eines öffentlichen Menschen erfüllen, weil mir bewusst ist, dass ich es eigentlich verdammt gut erwischt habe mit meiner Karriere.

Aber bitte - nicht schlagen!

Plädoyer für Genießer

Wir alle haben-, was unsere Gesundheit betrifft, ein perfektes Ampelsystem im Körper. Bei Grün sind wir unbekümmert, bei Gelb sind wir das immer noch, versuchen aber, uns ein wenig einzuschränken. Erst wenn die rote Warnlampe blinkt, lassen wir die Finger von allem, was uns schaden könnte, weil wir um unsere Gesundheit fürchten. Mag sein, dass manche Menschen im Laufe ihres Lebens farbenblind geworden sind und statt rot immer noch gelb sehen. Man will ja kein Weichei sein.

Andererseits kann es Genussmenschen auf Dauer zermürben, dass die Vitamine im Salat sind und nicht in der Schokolade, -dass man mit Spargel, Fisch und klaren Gemüsesuppen eher abnimmt als mit einem durchzogenen Schweinsbraten mit Kruste und Knödel.

Aber auch Antialkoholiker, Nichtraucher und Veganer sind vor gesundheitlichen Katastrophen nicht gefeit. Sie versuchen mit ihrer Lebensweise zwar, das Risiko zu mindern, könnten aber auch Pech haben. Asketen mögen ihre eigene Art von Glück empfinden, kleine und mittelgroße Sünder aber haben sicher mehr vom Leben, solange sie ihre Laster einigermaßen unter Kontrolle haben.

Menschen, die mitdenken, lehnen sich gegen Gen-manipulierte Lebensmittel auf, essen lieber Naturbelassenes und bevorzugen aus guten Gründen Fleisch aus artgerechter Tierhaltung. Schließlich haben wir genug damit zu tun, mit den erlaubten-, unvermeidbaren- und manchmal auch medizinisch notwendigen Chemikalien und Giften klarzukommen. Wir sind besorgt um unsere Umwelt, haben gelernt, Müll zu trennen, und können den Schadstoffen aus der Luft doch nicht entgehen, weil sie unsichtbar sind und wir uns nicht in eine sterile Quarantäne begeben möchten. 

Wir versuchen, eine bessere Zukunft zu gestalten, indem wir hart arbeiten, uns den Herausforderungen stellen und auf vieles verzichten, was uns Freude bereiten würde. Letzteres aber kann uns zermürben und zu Depressionen führen.

Was aber, wenn wir uns vorstellen, daß uns eines Tages plötzlich der berühmte Ziegel auf den Kopf fällt? 

Dann stellt sich die Frage, ob wir nicht lieber heute als morgen Spaß am Leben haben sollten. Lebensfreude ist keine Frage von Reichtum, wie das immer noch viele behaupten. Einmal ausatmen, sich Zeit nehmen für Freunde, einen Theaterbesuch oder ein opulentes  Abendessen. Die Reise endlich buchen, von der man immer geträumt hat, auf einer Beautyfarm relaxen oder sich einmal so richtig gehen lassen. Wir sollten wieder lernen, Feste zu feiern, wie sie fallen, den Reizen öfter nachzugeben, die sich uns in großer Vielfalt bieten. 

Besser heute das Leben genießen, denn später ist es vielleicht nicht mehr möglich!

Im Moment verwöhne ich mich mit starkem Kaffee,  südsteirischem Wein und ungesunden Zigaretten. Dabei lege ich die Beine hoch, höre supergeile Musik von Zucchero und denke an unkeusche Sachen.

Eure Steffi Werger

Ausmisten…

Das hört sich nach Saustall an, und das ist es auch.

In Sachen Altkleidung gibt es tatsächlich ein ständig wiederkehrendes Chaos mit meiner Handschrift, vererbt von meiner Mutter, die es bis zu ihrem Tod nicht übers Herz brachte, Altgedientes wegzuwerfen. Sie gehörte zur Generation, die in sehr harten Zeiten der Nachkriegszeit einer Bäuerin für ein Kilo Schweineschmalz einen Pullover gestrickt hat. Das kann man sich in unserer satten Wegwerfgesellschaft nicht mehr vorstellen.

Es ist bald Sommer, und mein riesiger Kleiderschrank ist voll mit "Nix zum Anziehen", und das in verschiedenen Konfektionsgrößen aus verschiedenen Epochen. Höchste Zeit also, jene Klamotten, die ich ewig nicht mehr getragen habe, zu entsorgen, und zwar radikal!

Zwei Riesensäcke habe ich schon vollbekommen, und da sind die ausgetretenen Latschen noch gar nicht dabei, die ich so gern trage, obwohl genug neue, schicke Schuhe in einer Lade um Ausgeherlaubnis betteln.

Darunter befinden sich auch auch edle Klassiker wie Blazer, Hosen oder Blusen in toller Qualität, die ich seit Jahrzehnten aufbewahrt habe. Nach jeder Blitzdiät versuchte ich vergeblich, meine ausufernden Kurven in das feine Tuch zu zwängen. Kaum getragene Bodys und Spitzendessous spotteten: "Vergiss es, Mädel, so große BH - Körbe gibt es nicht!“

Mit jedem schönen Teil, das ich in den Müllsack gebe, blutet mein Herz. Wenigstens kommen sie in die Altkleidersammlung, wo vielleicht noch jemand Freude damit hat.

Jetzt ist Luft im Kleiderschrank, und alles, was auf den Bügeln hängt, passt. Yuhuuu!

Alle paar Jahre kann es vorkommen, dass ich sogar langjährige "Freunde" aus meinen Kontakten entferne, weil sie sich nie wirklich als solche bewährt haben. Als ich als Künstlerin aktiv war, machten sie sich höchstens dann bemerkbar, wenn sie sich eine neue CD. oder ein neues Buch von mir erwarteten, - handsigniert und gratis, versteht sich. (O-Ton: „…und wie komme ich jetzt zu Konzertkarten?“)

Eine Zeitlang habe ich mir das gefallen lassen, bis ich sie rigoros gesperrt und aus den Kontakten gelöscht habe. Die paar wirklichen Freunde, die mir geblieben sind, werden von mir gepflegt und geherzt.

Nach dem Ausmisten geht es mir immer besser, weil danach meist eine kreative Phase folgt, die ich sofort nutze. Mein Publikum will schließlich auch gepflegt werden, sonst könnte es passieren, dass selbst meine treuesten Fans eines Tages mich selbst ausmisten, und da wäre ich extrem wehleidig.

Eure Steffi Werger

Lieber Nichtraucher!

Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich darum beneide, dass du nicht oder nicht mehr von diesem Laster abhängig bist, welches lästig, ungesund und obendrein sauteuer ist? Vielleicht hast du nie geraucht oder dem Glimmstängel heldenhaft abgeschworen und stattdessen ein paar Kilo zugelegt, weil der Nikotinentzug meist nach einer anderen - süßeren Sucht verlangt? Dazu möchte ich anmerken, dass ich trotz Nikotin in diesem Leben nicht mehr schlank werde.

Raucher werden mittlerweile wie Aussätzige behandelt. Tagtäglich kriegen wir den Zeigefinger vorgehalten, obwohl wir kein Lokal mehr finden, indem wir gemütlich pofeln dürfen. Wohin ich auf meinen Konzerttourneen auch gekommen bin: Rauchverbotsschilder und Drohungen, dass wir einen hohen Preis zu bezahlen hätten, falls die Feuerwehr auf Grund geheimer Informationen eintrifft. Hotelbars, die früher bis in die Morgenstunden von heiteren Gästen besetzt waren, sind nun gähnend leer und nahezu steril. Raucher buchen auch im tiefsten Winter Hotelzimmer mit Balkon für die „gute-Nacht-Zigarette“, was dazu führen könnte, an Lungenentzündung zu sterben.

Schade! Dabei hatten wir früher so viel Spaß miteinander, in Lokalen, auf Bällen und geselligen Veranstaltungen. Der Staat lebt gut davon und dürfte nicht wirklich um unsere Gesundheit besorgt sein, sonst hätte er längst den Verkauf von Tabakwaren verboten. Sie bleiben, genau wie Alkohol eine legale Droge. Dafür wurden in Deutschland Cannabis legalisiert. Fragt sich nur, wo man sie rauchen darf?

Und die peniblen- mitunter militanten Nichtraucher möchte ich fragen, ob sie denn mit einem Mundschutz auf stark befahrene Straßen gehen und staubige Baustellen meiden? Natürlich ist das Rauchen ungesund, aber das Risiko kann auch mit geerbten Genen zuschlagen.

Niemand müsste unseren Qualm einatmen, gäbe es Raucher- und Nichtraucherlokale. Kein Mensch kann alle Gaststätten gleichzeitig besuchen, und auch unter den Angestellten gibt es Raucher und Nichtraucher. Wem würden wir schaden, wenn die Bahn - wie früher – ein, zwei Raucherwaggons hinten anhängt? Dass es in einem Hotel eine Raucheretage gibt oder zumindest eine gemütliche Raucherlaunghe? Ist es nicht langsam genug mit der sozialen Ausgrenzung?

Meinem Mann zuliebe, der das Rauchen wegen seiner Herzprobleme gänzlich eingestellt hat, habe ich meinen Zigarettenkonsum auf ein Drittel reduziert. Schließlich geht es mir damit auch besser. Ich habe auch gelernt, stundenlang ohne Zigaretten auszukommen, wenn es die Rücksichtnahme andern Menschen gegenüber erfordert. Und wer weiß, vielleicht gelingt es mir eines Tages sogar, ganz damit aufzuhören.

Bis dahin aber genieße ich entspannt meine Genusszigaretten mit Kaffee oder einem Glas Wein, höre Musik von Paolo Conte oder Zucchero und denke an unanständige Sachen.

Das ist auch gesund!

Deine Steffi