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"Slowfood"

Dass ich gerne esse, sieht man mir leider an, aber das ist mir nach hundert Diäten mittlerweile auch schon wurscht! Genuss macht mich zu einem glücklichen Menschen.

Seit einigen Jahren boomen in diversen TV- Sendern Kochshows, wo Sterneköche zeigen, wo´s langgeht. Da wird von Kandidaten, die noch Amateure sind, in kürzester Zeit ein möglichst kreatives, nicht zu einfaches Gericht abverlangt, und wehe, das Steak ist nicht mehr blutig, der Fisch nicht glasig, das Gemüse nicht knackig, die Nudeln nicht al dente und die Anrichteweise nicht perfekt. Dann gibt´s vom strengen Juror den sogenannten „Weisl“.

Gekocht wird fast immer das Gleiche: irgendwelche Schaumsüppchen, Entenbrustfilets, Steaks, Reh- oder Lammfilet, Thunfisch, Jakobsmuscheln oder Garnelen. Es ist modern geworden, fast alles auf fernöstliche Art zu würzen, mit scharfen Currys und diesem grauslichen Seifenkraut Korriander. Zum Nachtisch bäckt man schnell ein Miniküchlein oder gibt fette Cremedesserts mit besoffenen Amaretti - Bröseln ins Glas, was anderes wäre in einer guten halben Stunde ohnehin kaum möglich. 

Zudem vermisse ich in solchen Shows das Regionalitäts- und Umweltbewusstsein, wenn mitten im Winter etwa reife Tomaten, Avocados oder Steinpilze verarbeitet werden. Oft werden sie über tausende Kilometer weit herangekarrt. Auch Meerestiere, deren Bestände durch Überfischung dramatisch reduziert wurden, werden bedenkenlos verwendet.

In Hauben-Restaurants gehe ich nicht mehr so gerne, weil dort immer wieder Nahrungsmittel in Miniaturgröße auf dem Teller arrangiert werden, die nicht wirklich zusammenpassen. Eine "erlesene Symbiose" nennen das Kochpäpste, wenn sie z.B. Blutwurst an Jakobsmuscheln mit Blattgold und Trüffeln servieren lassen. Wer das nicht braucht, ist „old school“. Die feinen Gourmets aber, die dafür im Beisein ihrer Freundin ein Schweinegeld hinblättern, geben sich daheim auch ganz gern mit Eierspeis- oder Würstl zufrieden. Und zwischendurch darf es auch eine fette Leberkäs-Semmel sein.

Manchmal denke ich mir: Wenn ein Krautkopf selten und sauteuer-, der Beluga Kaviar hingegen für eine Bagatelle im Supermarkt zu haben wäre, dann würde die neureiche Schickeria schon beim Champagner-Frühstück Krautsalat in sich hineinstopfen und den Kaviar an die Katzen verfüttern.

Dabei muss man weder ein "Wiener Schnitzel" neu erfinden noch das Backhendl, weder den Schweinsbraten im Natursaftl noch die echte Rindsuppe, und schon gar nicht die faschierten „Laberl“ mit Erdäpfelpüree, die man beim guten Wirt noch bekommen kann. Wer weniger deftig schnabulieren will, kann dort auch einen Gemüsestrudel, Bachforelle, Krautfeckerl, gefüllte Paprika oder eine Hühnerbrust mit Erbsenreis und Salat bekommen. Und weil man beim Wirten meist ordentliche Portionen kriegt, geht man danach satt und glücklich nach Hause und braucht keine weiteren fünf Gänge mehr.

Noch besser ist es, man hat - wie ich - einen Mann zu Hause, mit dem man die wunderbaren Klassiker ganz langsam und liebevoll selber zubereiten kann, und der sogar das Geschirr im Anschluss in den Geschirrspüler räumt. Wenn ich könnte, hätte ich ihm längst eine Haube gestrickt, die zwar in keinem „Gault millau“ aufscheint, dafür aber beide Ohren wärmelt und ein bisschen auch das Herz.

Mahlzeit! Eure Steffi